In Zeiten von Fachkräftemangel, einer bevorstehenden Pensionswelle und einer zunehmend vielfältigen Belegschaft reicht es für Unternehmen längst nicht mehr, einfach „gute Arbeitsbedingungen“ zu bieten – sie müssen zielgruppengerecht denken und handeln.
Die Generationen X, Y und Z unterscheiden sich deutlich in ihren Werten, Erfahrungen und Erwartungen. Wer diese versteht und in seine Arbeitgeberstrategie integriert, verschafft sich im Wettbewerb um die besten Talente einen klaren Vorsprung.
Im Folgenden gibt es einen strukturierten Überblick mit praxisnahen Recruiting-Impulse für eine generationengerechte Ansprache.
Der Begriff „Generation“ stammt vom lateinischen generatio („Zeugung“) und bezeichnet im Jugend- und Gesellschaftsforschungskontext große Jahrgangsgruppen, die …
in etwa zur gleichen Zeit geboren wurden,
durch gemeinsame historische, technologische oder gesellschaftliche Prägungen aufgewachsen sind,
und entsprechend relativ ähnliche Werte- und Erwartungshaltungen haben.
Auch wenn solche Klassifikationen immer eine starke Vereinfachung sind und individuelle Unterschiede erheblich sind, bieten sie im Recruiting wertvolle Orientierungspunkte.
Die Babyboomer sind die Nachkriegsgeneration – geprägt von wirtschaftlichem Aufschwung, gesellschaftlicher Stabilität und traditionellen Strukturen. Viele von ihnen erlebten die Vollbeschäftigung der 1970er und 1980er Jahre, wuchsen mit klaren Hierarchien auf und bauten ihr Leben rund um Beruf, Familie und Eigentum auf.
Anmerkung: Die Babyboomer-Generation (Jahrgänge 1946–1965) ist im Jahr 2025 zwischen 60 und 79 Jahre alt und befindet sich größtenteils im Übergang vom Berufsleben in den Ruhestand.
Pflichtbewusstsein & Loyalität: Arbeit ist Lebensinhalt, nicht nur Mittel zum Zweck.
Hierarchiedenken: Klare Strukturen und Respekt vor Autoritäten werden geschätzt.
Leistungsorientierung: Karriere und Aufstieg sind zentrale Motivatoren.
Stabilität & Verlässlichkeit: Sicherheit, Status und langfristige Planung sind entscheidend.
Diese Generation ist heute oft in Führungs- oder Mentor:innenrollen aktiv oder im Übergang zur Pension.
Arbeitgeber sollten deren Erfahrung bewusst wertschätzen und aktiv in Wissensweitergabe und Coaching einbinden.
Flexible Übergangsmodelle (Teilzeit, Beratung, Projektarbeit) können helfen, Know-how zu sichern und Altersdiversität zu fördern.
Die Generation X wird u. a. als „Generation Golf“ bezeichnet. Sie wuchs in einer Welt auf, die zwischen der Hochphase des Wohlstands ihrer Eltern (Babyboomer) und zunehmenden wirtschaftlichen Unsicherheiten lag: Ölkrise, Rezession, Wandel von analog zu digital.
Anmerkung: Generation X (Jahrgänge ca. 1966 bis 1980) ist im Jahr 2025 zwischen 45 und 59 Jahre alt – erfahren, verantwortungsbewusst und oft in Führungspositionen.
Sicherheit: Finanzielle Absicherung und stabile Arbeitsverhältnisse spielen eine große Rolle.
Status und Markenbewusstsein: Auch im Konsumverhalten und im Lebensstil ist dies noch relativ stark ausgeprägt.
Klare Trennung zwischen Beruf und Privatleben: Arbeit dient oft als Mittel zum Zweck.
Pragmatismus: Zwar leistungsorientiert, aber weniger idealistisch als nachfolgende Generationen.
Stellen Sie Stabilität und Wertschätzung heraus: Ein solides Arbeitsumfeld, überschaubare Risiken, respektvoller Führungsstil sprechen diese Generation an.
Benefits, die Karriereoptionen verbinden mit Sicherheit (z. B. Weiterbildungen + klarer Pfad) funktionieren gut.
Kommunikation: Klar, sachlich, ohne übertriebenes Marketing-Jargon („Wir sind hip & flexibel“) – das könnte misstrauisch machen.
Auch bekannt als Millennials. Sie sind eine Generation, die den Übergang zur digitalen Welt miterlebte: Internet, Mobiltelefone, Smartphones – jedoch meist nicht von Geburt an.
Anmerkung: Generation Y / Millennials (ca. 1981–1994) ist im Jahr 2025 zwischen 30 und 44 Jahre alt – digitalaffin, sinnorientiert und auf Entwicklung bedacht.
Selbstverwirklichung & Sinn: Arbeit soll nicht nur Geld bringen, sondern auch Erfüllung und Werte.
Flexibilität & Work-Life-Balance: Zeit, Ort und Gestaltung der Arbeit sind wichtiger als je zuvor.
Teamorientierung & Zusammenarbeit: Gemeinschaft, Austausch und moderne Arbeitsformen sind geschätzt.
Technikaffinität: Sie wissen mit digitalen Tools umzugehen und erwarten diese im Arbeitsumfeld.
Arbeitgeber sollten ein authentisches Employer Branding liefern: Warum macht diese Arbeit Sinn? Welche Werte werden gelebt?
Flexible Arbeitsmodelle (Home Office, Teil- oder Gleitzeit, Projekte) sind wichtige Differenzierungsmerkmale.
Teamkultur, Gemeinschaft, Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten: Zeigen Sie, dass Mitarbeitende nicht nur nutzbar sind, sondern wachsen dürfen.
Kommunikation: Emotional ansprechbar, visuell gut aufbereitet, mit E-Mail, Social Media, ggf. Video.
Die Generation Z ist die erste Kohorte, die von Geburt an in einer digitalisierten Welt aufgewachsen ist: Internet, Social Media, Smartphones – das war „immer“ da.
Anmerkung: Generation Z (ca. 1995–2010) ist im Jahr 2025 zwischen 15 und 29 Jahre alt – selbstbewusst, wertegetrieben und mit klaren Vorstellungen von Work-Life-Balance.
Digital Native: Technik ist selbstverständlich, nicht „neuer Luxus“.
Sicherheit & Struktur trotz Digitalisierung: Anders als Millennials strebt diese Generation neben Flexibilität auch nach Sicherheit, festen Verträgen und klaren Strukturen.
Trennung von Beruf und Freizeit: Work-Life-Blend weniger gewünscht; klare Grenzen werden geschätzt.
Sinn & Gemeinschaft: Auch hier wichtig – aber die Form der Ansprache unterscheidet sich: interaktiv, partizipativ, auf Augenhöhe.
Stellen Sie klare Karrierewege und Sicherheit dar: Auch wenn Flexibilität gewünscht wird, darf Stabilität nicht fehlen.
Moderne Tools + inklusives Umfeld: Digital gut aufgestellt sein (z. B. agile Tools, Social Media im Recruiting) und Diversität/Kultur sichtbar leben.
Ansprache: Kurz, visuell, interaktiv. Storytelling, Influencer-Style Ansprache oder interaktive Formate wirken oft besser.
Transparenz im Prozess: Diese Generation möchte wissen, worauf es ankommt, wie der Weg aussieht – keine Black-Box.
Die Generation Alpha ist die erste Generation, die komplett im 21. Jahrhundert geboren wurde. Sie wächst mit Smartphones, Sprachassistenten, Künstlicher Intelligenz und personalisierten digitalen Lernumgebungen auf - Technologie ist für sie keine Innovation, sondern Normalität. Viele Kinder dieser Generation haben Eltern aus der Generation Y (Millennials).
Anmerkung: Die Generation Alpha (ab ca. 2010) wird ab etwa 2030 in den Arbeitsmarkt eintreten und gilt als die bisher am stärksten digital geprägte Generation.
Digital First: Virtuelle Kommunikation, Lernen über Apps und frühe Mediennutzung prägen Denken und Verhalten.
Individualisierung: Inhalte, Produkte und Bildung sind personalisiert – diese Erwartung übertragen sie später auch auf Arbeit und Konsum.
Sinn & Nachhaltigkeit: Durch den Einfluss ihrer Eltern und sozialer Medien wächst das Bewusstsein für Umwelt, Ethik und Diversität.
Grenzenloses Lernen: Internationale Vernetzung und KI-gestützte Tools ermöglichen völlig neue Lernformen.
Auch wenn Generation Alpha 2025 noch größtenteils in der Schule ist, sollten Arbeitgeber sich jetzt schon vorbereiten:
Bildungspartnerschaften und frühe Markenbildung (z. B. Schulprojekte, Praktika, Gamification) sind entscheidend, um Vertrauen aufzubauen.
Digitale Arbeitgebermarke wird Pflicht – nicht Kür. Diese Generation wird Unternehmen an ihrer digitalen Authentizität messen.
Purpose, Diversität und Nachhaltigkeit werden zu zentralen Kriterien der Arbeitgeberwahl.
Alle Generationen wollen Wertschätzung – ob monetär, inhaltlich oder kulturell.
Die Rolle der Arbeitgebermarke („Employer Branding“) wächst – gutes Recruiting ist heute nicht mehr nur Job-Posting.
Digitaler Wandel betrifft alle: Von X über Y bis Z – die Art und Weise differiert, das Thema bleibt zentral.
Die Erwartungshaltung gegenüber Arbeit wandelt sich erheblich – von „Arbeit durchs Leben“ hin zu „Leben + Arbeit im Gleichgewicht“ und „Arbeit mit Sinn“.
Flexibilität versus Stabilität: Millennials neigen mehr zur Flexibilität, Gen Z wünscht auch Sicherheit.
Kommunikations- und Mediennutzung: Während Gen X noch klassisch orientiert ist, sind Gen Y und Gen Z social- und digital-geprägt – im Recruiting sollte das berücksichtigt werden.
Generationenkonflikte können auftreten – z. B. Technikeinsatz, Werte, Arbeitszeiten – und müssen im Unternehmen aktiv gemanagt werden.
Wenn Sie für Ihre Kanzlei bzw. Ihr Unternehmen erfolgreich Talente anziehen wollen, bedenken Sie:
Segmentieren Sie Ihre Zielgruppen. Eine Recruiting-Kampagne für Gen Z sieht anders aus als für Gen X.
Passen Sie Ihre Arbeitgebermarktkommunikation an: Nutzen Sie klare Botschaften für Sicherheit und Verlässlichkeit (Gen X), Sinn & Flexibilität (Gen Y), digitale Tools & moderne Kultur (Gen Z).
Machen Sie Hybridmodelle möglich. Flexibilität und Struktur sind heute kein Widerspruch mehr – wenn sie richtig gestaltet werden.
Gestalten Sie Lern- und Entwicklungspfad. Alle drei Generationen schätzen Entwicklung – ob Karriere, Inhalte oder Erfahrung.
Pflegen Sie eine generationenübergreifende Unternehmenskultur. Wertschätzung für die Stärken der Älteren, Offenheit gegenüber den Ideen der Jüngeren.
Nutzen Sie digitale Kanäle gezielt. Sowohl Recruiting als auch Onboarding und Mitarbeiterbindung müssen digital zeitgemäß gedacht sein.
Für Kanzleien gilt: Talente lassen sich heute nicht mehr mit einem allgemeinen Versprechen „guter Arbeitsbedingungen“ gewinnen – vielmehr müssen Arbeitgeber gezielt auf die unterschiedlichen Generationen eingehen. Während Generation X Wert auf Sicherheit und Sachlichkeit legt, sucht Generation Y (Millennials) Sinn, Flexibilität und Entwicklung, und die Generation Z – als Digital Natives – verlangt nicht nur digitale Tools, sondern Klarheit, Struktur und eine moderne Kultur. Wer Recruiting-, Onboarding- und EmployerBranding-Maßnahmen entsprechend segmentiert, kommuniziert und gestaltet, sichert sich im Wettbewerb um juristische Fach- und Führungskräfte entscheidende Vorteile.
