Mag. Victoria Doschek gibt in diesem Interview spannende Einblicke in ihren Werdegang und die täglichen Herausforderungen des Anwaltsberufs. Sie berichtet offen über ihre Ausbildungszeit, die Bedeutung von Netzwerken und Mentoren sowie ihre Schwerpunkte im Immobilien- und Vertragsrecht. Besonders persönlich wird es, wenn sie über den Einstieg in die Kanzlei ihres Vaters spricht und erzählt, wie aus anfänglicher Zurückhaltung ein erfolgreiches generationenübergreifendes Miteinander entstanden ist. Ein Gespräch über Geduld, Respekt und die Freude an einem vielseitigen Berufsalltag.
Wollten Sie schon immer Rechtsanwältin werden oder hatten Sie auch andere Berufsziele?
Es war nie mein Ziel Anwältin zu werden, doch wie so oft hatte das Leben andere Pläne und heute bin ich jeden Tag aufs Neue dankbar, wie sich alles gefügt hat. Ich schätze meinen Beruf sehr – besonders die vielfältigen Möglichkeiten zur Weiterentwicklung, die er mir eröffnet.
Welche Tipps haben Sie für die Vorbereitung auf die Rechtsanwaltsprüfung?
Eine gute Organisation im Vorfeld, bevor die Prüfungskommission mitgeteilt wird. Die Basislektüren besorgen, die Grundzüge aus Zivil- und Strafrecht durchgehen – diese benötigt man unabhängig von der Kommission ohnehin. Eine(n) PrüfungspartnerIn mit ähnlichem Zugang zur Prüfungsvorbereitung, regelmäßiges Abprüfen vor der mündlichen Prüfung, Probeprüfungen machen und akzeptieren, dass man für etwa drei Monate von der Bildfläche verschwindet. Das Gefühl, wenn man diese Prüfung geschafft hat, ist einmalig und unbezahlbar und davon zehrt man sehr lange. Dafür zahlt sich der ganze Aufwand aus.
Welche Rolle spielen Netzwerke und Mentoren in Ihrer Karriereentwicklung?
Für mich sind ein starkes Netzwerk und vertrauensvolle Mentoren wesentliche Bestandteile meiner Tätigkeit als Rechtsanwältin. Besonders zu Beginn meiner Laufbahn war der fachliche Austausch für mich von großer Bedeutung. Ich bin dankbar, bereits auf ein gut aufgebautes Netzwerk zurückgreifen zu können – und hoffe, dieses in den kommenden Jahren weiter auszubauen. Der regelmäßige Austausch ermöglicht es mir, unterschiedliche Blickwinkel und alternative Herangehensweisen kennenzulernen, was für die Lösung komplexer Fälle oft sehr hilfreich ist.
Wie und wann haben Sie Ihre sogenannten Steckenpferde bzw. bevorzugten Rechtsgebiete gefunden?
Meine Tätigkeitsschwerpunkte liegen im Immobilienrecht, im allgemeinen Zivilrecht sowie im Vertragsrecht (insbesondere immobilienrechtliche und datenschutzrechtliche Verträge). Auch das Verwaltungsstrafrecht bildet mittlerweile einen festen Bestandteil meiner anwaltlichen Tätigkeit. Das Interesse dieser Rechtsgebiete hat sich bereits früh in meiner Ausbildung gefestigt und ist bis heute geblieben.
Darüber hinaus bin ich offen für eine fachliche Erweiterung, insbesondere im Bereich des Familienrechts.
Sie sind in die von Ihrem Vater gegründete Kanzlei eingestiegen und führen diese nun als Partnerin weiter. Welche besonderen Erfahrungen haben Sie dabei gemacht und welche Tipps können Sie anderen geben, die generationenübergreifende Kanzleistrukturen erfolgreich gestalten möchten?
Ich gebe es offen zu: Anfangs war ich zurückhaltend und hatte nicht vor ins Familienunternehmen einzusteigen. Aus diesem Grund habe ich meine Ausbildung zur Rechtsanwaltsanwärterin auch bewusst in anderen Kanzleien absolviert. Dass ich nun doch als Partnerin in die Kanzlei meines Vaters eingestiegen bin, hat sich im vergangenen Jahr durch verschiedene Entwicklungen ergeben.
Ich schätze meinen Vater nicht nur menschlich sehr, sondern sehe täglich, mit welchem Einfühlungsvermögen und welcher fachlichen Kompetenz er seine Mandanten betreut. Die Wertschätzung, die er dabei sowohl von Mandanten als auch von Kollegen erfährt, ist für mich Vorbild und Motivation zugleich. Als Kanzleipartnerin an seiner Seite habe ich großes Vertrauen, dass ich mich sowohl fachlich als auch persönlich stark weiterentwickeln kann.
Seit rund neun Monaten arbeite ich nun mit meinem Vater in der Kanzlei zusammen – und ich habe in dieser Zeit vor allem eines gelernt: Geduld und Respekt sind die entscheidenden Faktoren. Geduld, weil Veränderung Zeit braucht. Und Respekt, weil man den Altersunterschied von knapp dreißig Jahren und die damit verbundenen unterschiedlichen Perspektiven und Arbeitsgewohnheiten des anderen akzeptieren muss.
Mein Vater ist seit über drei Jahrzehnten Anwalt – ich stehe am Beginn meiner Laufbahn. Wir stammen aus zwei ganz unterschiedlichen Generationen. Er hat eine Zeit erlebt, in der das Wort und der Handschlag zählten. Heute gestaltet sich das Verhältnis zwischen Anwalt und Mandant in meinen Augen deutlich komplexer und wesentlich herausfordernder. Die Gesellschaft hat sich verändert – und damit auch unser Beruf. Die Anerkennung, die der Anwaltsberuf früher genoss, ist heute meiner Meinung nach nicht mehr selbstverständlich. Die Anpassung an neue Anforderungen und die Weiterentwicklung bestehender Strukturen erfordert ein hohes Maß an Flexibilität und Fingerspitzengefühl.
Welche Skills sind aus Ihrer Sicht entscheidend, um eine Kanzlei erfolgreich zu führen?
Die erfolgreiche Führung einer Kanzlei lernt man leider nicht im Jusstudium und ich bin gerade selbst dabei meinen Weg zu finden. Ich bin davon überzeugt, dass eine gute Mitarbeiterführung, unternehmerischer Sinn und ein Gespür für Menschen (seien es Mitarbeiter, Partner, Mandanten, etc.) wesentlich dazu beitragen, ein Unternehmen erfolgreich zu führen.
Welche Fähigkeiten möchten Sie in den nächsten fünf Jahren unbedingt aufbauen oder weiterentwickeln?
Für meine berufliche Zukunft wünsche ich mir, besser und schneller abschalten zu können, um in meiner Freizeit auch mehr Energie zu haben.
Haben Sie aktuell offene Stellen in Ihrer Kanzlei?
Wir sind immer offen für motivierte und kompetente MitarbeiterInnen und planen in der nächsten Zeit auch KonzipientInnen bei uns zu beschäftigen.
Vielen Dank für Ihre Zeit und den spannenden Einblick in Ihren "Familienbetrieb". Wir wünschen Ihnen und Ihrem Vater alles Gute auf dem weiteren gemeinsamen Weg!
Steckbrief: Persönliche Fragen an Mag. Victoria Doschek
Wo und wie tanken Sie Energie?
Pilates, Radfahren, Natur, Familie und Freunde
Welches Buch lesen Sie gerade?
Aktuell lese ich gerade „Elternabend: Kein Thriller (Auch wenn der Titel nach Horror klingt!)“ von Sebastian Fitzek und ich habe schon viel dabei gelacht.
Ihr Lieblingszitat?
„Hinfallen, aufstehen, Krone richten, weitergehen.“