Ob Transaktionen mit globalem Bezug, komplexe Umstrukturierungen oder rechtliche Herausforderungen für Private Clients – das Steuerrecht hat sich in den letzten Jahren zu einem dynamischen und zunehmend international geprägten Rechtsgebiet entwickelt. Rosa Glunz (Rechtsanwaltsanwärterin) und Andreas Langer (Rechtsanwalt) sind Teil des Steuerrechtsteams von Freshfields in Wien und geben in diesem KarriereInsights-Interview einen spannenden Einblick in ihren Arbeitsalltag, aktuelle Entwicklungen im Steuerrecht sowie die enge Zusammenarbeit mit internationalen Kolleg:innen und Mandant:innen.
Dabei sprechen sie nicht nur über ihre persönliche Motivation für den Karriereweg in einer internationalen Großkanzlei, sondern auch über die besonderen Anforderungen, die dieser Bereich an junge Jurist:innen stellt. Was es braucht, um im Steuerrecht Fuß zu fassen und warum kein Tag wie der andere ist – all das erfahren Sie im Interview.
Warum haben Sie beide sich für eine Karriere im Steuerrecht in einer internationalen Kanzlei entschieden? Was motiviert Sie persönlich an der Arbeit in diesem Bereich?
Glunz: Das Steuerrecht fasziniert mich besonders, da es eine ideale Schnittstelle zwischen wirtschaftlichen und juristischen Fragestellungen schafft. Besonders spannend finde ich die hohe Dynamik dieses Rechtsgebiets, welche kontinuierliche fachliche Weiterentwicklung und die Offenheit, sich stets mit neuen Themen auseinanderzusetzen, erfordert. Die Tätigkeit in einer internationalen Kanzlei eröffnet mir zudem die Möglichkeit, an komplexen, grenzüberschreitenden Mandaten mitzuwirken und mit Kolleg:innen aus unterschiedlichen Ländern zusammenzuarbeiten. Diese Vielfalt an Aufgaben und Perspektiven motiviert mich besonders.
Langer: Steuerrecht hat mich schon während meines Studiums begeistert, vor allem aufgrund der zahlreichen Schnittstellen zu anderen Rechtsbereichen, wie Zivil- und Gesellschaftsrecht. Gleichzeitig bringt jeder Sachverhalt im Zivil- oder Gesellschaftsrecht steuerrechtliche Implikationen mit sich, die bei einer sorgfältigen rechtlichen Beurteilung stets berücksichtigt werden müssen.
Nach meinem Doktorratsstudium mit Fokus auf grenzüberschreitende Themen des Steuerrechts war es für mich klar, dass ich mich auf die steuerrechtliche Beratung und insbesondere auf das Lösen von Rechtsfragen spezialisieren möchte. Diesen Fokus kann ich bei Freshfields weiterverfolgen, weil wir jeden Tag mit komplexen, grenzüberschreitenden Sachverhalten und insbesondere auch deren steuerlichen Implikationen zu tun haben.
Persönlich an der Arbeit im Steuerrechtsteam bei Freshfields motiviert mich die Zusammenarbeit mit tollen und fachlich exzellenten Kolleg:innen in Wien und der ganzen Welt. Die Möglichkeit mit ihnen gemeinsam zur Beratung unserer internationalen Mandant:innen in einzigartigen grenzüberschreitenden Sachverhalten beizutragen, empfinde ich als besonders bereichernd.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag für Sie im Steuerrechtsteam von Freshfields aus?
Glunz: Einen typischen Arbeitstag im klassischen Sinne gibt es bei mir eigentlich nicht, da jeder Tag neue und abwechslungsreiche Aufgaben mit sich bringt. In der Regel starte ich meinen Tag, indem ich mir einen Überblick über meine To-Do-Liste verschaffe. Diese ist meist sehr vielfältig: Sie reicht von der Mitarbeit an Transaktionen und Umstrukturierungen bis hin zur Bearbeitung konkreter steuerrechtlicher Fragestellungen. Dazu kommen regelmäßig interne Besprechungen sowie Mandant:innengespräche. Und für einen kurzen, kollegialen Austausch bei einer Tasse Kaffee findet sich selbstverständlich auch immer Zeit.
Langer: Rosa hat es perfekt zusammengefasst, den typischen Arbeitstag im Steuerrechtsteam von Freshfields gibt es nicht, vielmehr ist jeder Tag unterschiedlich und entwickelt sich auch oft anders als am Morgen noch angenommen. Das macht die Arbeit aber auch spannend und abwechslungsreich.
Welche steuerrechtlichen Themen oder Mandate nehmen aktuell besonders viel Raum in Ihrer Arbeit ein?
Glunz: Aktuell nehmen insbesondere Anfragen von unseren Private Clients einen großen Teil meiner Arbeit ein. Diese Mandate sind meist sehr umfangreich und vielseitig. Sie beinhalten zahlreiche spannende rechtliche, aber auch wirtschaftliche und strukturelle Fragestellungen. Dadurch ergibt sich in unserer Arbeit ein breites Spektrum an Themen.
Langer: Ergänzend dazu, und insbesondere auch auf meinem Schreibtisch, besteht ein Großteil unserer Arbeit aus der traditionellen Betreuung von grenzüberschreitenden M&A Transaktionen und Begleitung von Steuerverfahren vor den österreichischen Finanzgerichten. Sonst gilt es einen Überblick über aktuelle gesetzliche Entwicklungen, wie die Änderungen im Bereich der Grunderwerbsteuer durch das BBG 2025 und deren mögliche steuerliche Implikationen, im Blick zu behalten.
Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit anderen Praxisgruppen, zB bei M&A-Transaktionen oder Finanzierungen?
Glunz: Die Zusammenarbeit mit anderen Praxisgruppen ist bei uns ein zentraler Bestandteil der täglichen Arbeit. Besonders eng arbeiten wir im Rahmen von Transaktionen und Umstrukturierungen mit dem Corporate/M&A-Team zusammen. Aber auch mit anderen Praxisgruppen haben wir regelmäßig Berührungspunkte, wie zum Beispiel mit der Praxisgruppe Finance bei gebührenrelevanten Fragestellungen oder in Bezug auf die Grunderwerbsteuer stimmen wir uns intensiv mit der Praxisgruppe Real Estate ab.
Langer: Diese praxisgruppenüberschreitende Zusammenarbeit ist generell für uns als Kanzlei wichtig, damit wir eine umfassende Beratung zu Transaktionen aller Art bieten können. Das reicht von punktuellen Anfragen, die rasch erledigt sind, bis hin zu monate- oder jahrelanger Begleitung eines Projekts, bei dem wir fast alle Schritte aus steuerlicher Sicht prüfen. Wir sind daher bei M&A Transaktionen auch bei den Vertragsverhandlungen direkt eingebunden und sitzen oft in der ersten Reihe. In jedem Fall ist die Zusammenarbeit stets unkompliziert, freundschaftlich und auf Augenhöhe und auch über die Mandatsarbeit hinaus haben wir viele Gelegenheiten zum Austausch zwischen den Teams. Man sieht das zB auch an der Aufteilung der Büros bei uns am Wiener Standort: Meine nächsten „Büronachbarn“ sind Kolleg:innen aus dem Finance, dem Corporate und dem Arbitration Team, das macht die tägliche Zusammenarbeit auch um einiges leichter.
Welche Rolle spielt internationale Zusammenarbeit in Ihrer täglichen Arbeit – sei es mit Kolleg:innen oder Mandant:innen?
Glunz: Internationale Zusammenarbeit gehört bei uns ganz selbstverständlich dazu, da viele unserer Mandant:innen global aufgestellt sind. Besonders bei Transaktionen oder Umstrukturierungen arbeiten wir eng mit Kolleg:innen aus anderen Freshfields-Büros zusammen. Der grenzüberschreitende Austausch macht die Arbeit nicht nur spannend, sondern bringt auch wertvolle neue Perspektiven in jedes Projekt.
Langer: Bei uns gibt es eigentlich keinen Tag, an dem wir nicht im Austausch mit internationalen Kolleg:innen oder Mandant:innen sind, daher telefonieren und arbeiten wir auch sehr viel in englischer Sprache. Die Zusammenarbeit gestaltet sich dennoch sehr unkompliziert und unabhängig davon ob die Kolleg:innen aus Deutschland, UK, den USA oder Japan kommen, der Austausch fühlt sich an, als wären sie direkt nebenan.
Welche Fähigkeiten oder Eigenschaften sind aus Ihrer Sicht besonders wichtig für eine erfolgreiche Karriere im Steuerrecht einer Großkanzlei?
Glunz: Nach meinen Erfahrungen sind für eine erfolgreiche Karriere im Steuerrecht einer Großkanzlei vor allem drei Dinge entscheidend. Zum einen die Bereitschaft und das Interesse, sich kontinuierlich mit neuen steuerrechtlichen Sachverhalten und komplexen Themen auseinanderzusetzen. Zum anderen Teamfähigkeit und Kommunikationsstärke, sowohl in der internen Zusammenarbeit als auch im Umgang mit Mandant:innen. Und zuletzt sind Selbständigkeit und eine gewisse Belastbarkeit wichtig, da man schnell Verantwortung übernehmen darf und es phasenweise auch arbeitsintensiver werden kann.
Langer: Dem stimme ich zu, ergänzend würde ich noch meinen, es braucht selbstverständlich Genauigkeit, wie auch wirtschaftliches Verständnis und strategisches Denken. Man sollte auch keine Scheu davor haben, auf Englisch zu arbeiten und/oder Arbeitsprodukte zu präsentieren.
Wie werden junge Jurist:innen bei Freshfields ins (Steuerrechts-)Team integriert und gefördert?
Glunz: Ich wurde von Anfang an sowohl fachlich als auch menschlich sehr gut in das Steuerrechtsteam integriert. Man wird direkt in spannende Mandate eingebunden und erhält die Möglichkeit, Einblicke in die gesamte Bandbreite des Steuerrechts zu gewinnen. Dadurch lernt man nicht nur sehr viel, sondern kann auch für sich herausfinden, welche Themen einen besonders interessieren. Besonders positiv habe ich außerdem wahrgenommen, dass großer Wert auf regelmäßiges und konstruktives Feedback gelegt wird, wodurch man sich kontinuierlich weiterentwickeln kann.
Langer: Grundsätzlich gibt es bei uns ein teamübergreifendes Buddy System, das jungen Kolleg:innen den Einstieg in die Kanzlei erleichtert. Mit Blick auf das Steuerrechtsteam erfolgt die Integration in erster Linie durch die gemeinsame Mandatsarbeit. Es gibt keinen Arbeitsauftrag, der ganz alleine von jungen Rechtsanwaltsanwärter:innen bearbeitet wird, sondern die Arbeit wird stets gemeinsam mit einem:einer anderen Jurist:in vor- und nachbereitet. Dazu kommen regelmäßige Konferenzen, Ausbildungen, Jour Fixes oder gemeinsame Mittagessen, wodurch die Integration in das Steuerrechtsteam in Wien und in der ganzen Welt erleichtert wird.
Vielen Dank für die spannenden Einblicke in Ihren Arbeitsalltag bei Freshfields und viel Erfolg bei Ihrem weiteren Weg!
Steckbrief: Persönliche Fragen an Rosa Glunz und Andreas Langer
Wo und wie tanken Sie Energie?
Glunz: Auf dem Tennisplatz bei einem Match mit Freunden.
Langer: Im Grünen und beim Sport und/oder beim Reisen.
Angenommen es gibt die Rechtsbranche nicht mehr. Welchen Beruf hätten Sie dann?
Glunz: Ich könnte mir gut vorstellen, ein kleines Strandcafe an der Nordsee aufzubauen.
Langer: Als Kind wollte ich lange Architekt werden, das werde ich aber wohl nicht mehr, daher vermutlich Betriebswirt oder aber ganz etwas anderes, zB Reiseführer.
Was war Ihr prägendstes Studienerlebnis?
Glunz: Die Vorstellung meiner Masterarbeitsergebnisse in Uppsala, Schweden.
Welches Buch lesen Sie gerade?
Langer: Einen Thriller. Es darf auch einmal etwas nicht rechtsbezogenes sein.